Ein Tag auf dem
Campus
…ist rar. Soviel sei vorweggenommen. Natürlich gestaltet
sich der Stundenplan von Student zu Student unterschiedlich, aber um auf seine
Credits zu kommen, kann man mit ein wenig organisatorischem Geschick seine
Kurse auf drei Tage verteilen; zumindest in Hinblick auf uns MMP Studenten:
Hier wartet die Arbeit zumeist eh außerhalb des Unigebäudes auf einen und so
ähnelt ein Tag auf dem Campus zumeist schon einem kleinen Ausflug. An so manchen
Tagen kann der Weg zur Uni bis zu einer Stunde dauern – und dann angekommen,
sieht Istanbul schon gar nicht mehr aus wie Istanbul. Hier draußen, entlang der
Autobahn und in unmittelbarer Nähe des Atatürk Airports, reiht sich
Shoppingmall an Shoppingmall und dazwischen befinden sich die drei Unigelände
in İncirli, Bahçelievler und Ataköy. Letzterer ist auch der Campus, wo wir
Erasmus-Studenten uns herumtreiben.
Die IKU ist, wie viele andere Universitäten auch, eine
private Einrichtung und besteht erst seit wenigen Jahren. Gegründet 1997 zählt die Uni heute rund 8.800 eingeschriebene
Studenten – im Vergleich dazu zählt die Fachhochschule Kiel knapp zweitausend
Studenten weniger. Was den Campus betrifft, findet man hier so einiges, was man
von „zu Hause“ nicht gewohnt ist: Drehkreuze an den Eingängen des Unigeländes,
die (nur) mittels Studentenausweis passiert werden können. Eine
Innenarchitektur, die zunächst auch auf eine Shoppingmal schließen lassen
könnte. Ein angeschlossener überwachter Parkplatz und ein Kellergeschoss, in dem
sich neben Restaurant und Mensa auch ein Starbucks und eine Bankfiliale
befinden. Sogar eine eigene Gesundheitsabteilung findet man hier für die erste
Hilfe. Für das menschliche Wohl wird also gesorgt.
Ein Tag in der Uni gestaltet sich bei mir so, dass ich
pünktlich von zu Hause losfahre und ganz „deutsch“ (zumindest nach hier
vorherrschendem Klischeedenken) auf die Minute pünktlich im Seminarraum sitze, um dann noch weitere 15 bis 30 Minuten auf den Unterrichtsbeginn zu warten. Bis
sich der Dozent und alle Studenten eingefunden haben, braucht es hier seine
Zeit; Man kann sich denken, dass ich es seit der dritten Woche auch nicht mehr
so genau mit der Pünktlichkeit nehme. Wie lange der Unterricht dann andauert,
dass ist auch ungewiss, zumindest für uns Erasmus Studenten.*
Danach geht es
dann zumeist in die Mensa: Hier gibt es neben türkischen Klassikern wie Mantı und
Gözleme auch das Tagesmenu für läppische 7 TL, das mit Suppe, Hauptspeise,
Beilage und Nachtisch auch zwei Personen satt machen könnte. Plätze zum längeren
Verweilen gibt es auf dem Gelände auch reichlich: Besonders die Tische draußen
und die kleine Grünfläche laden bei Türk Kahvesi und Mozaik Pasta zum Sitzen,
Sonnen und Schnacken ein. Çok güzel! So studiert es sich doch gern.
*
Natürlich lässt sich meine Erfahrung bzgl.
Stundenanfang
und -dauer nicht pauschalisieren.
***
lokanta = Restaurant
Mozaik Pasta = Kalter Hund
Çok güzel = sehr schön