Ein erster (Kurs)Einblick
Die Uni hat begonnen. Jetzt wird`s ernst. So langsam zumindest. Aber - Yavaş, yavaş - immer mit der Ruhe. Nur weil das Semester angefangen hat, muss das ja nicht heißen, dass gleich alles losgeht. Hier fangen Kurse zumeist mit folgenden Worten an: „Merhaba arkadaşlar… das ist also mein Kurs. Güzel, güzel… dann sehen wir uns alle nächste Woche zum Unterricht! Bis dahin. Görüsürüz.“*. Wer mit dieser Lässigkeit nicht klar kommt und schon panisch wird, sobald die Kursregistrierung nicht gleich glatt läuft, der läuft auch Gefahr, einen baldigen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Denn diese Entspanntheit ist gefühltes Gesetz – daran sollte man sich lieber gewöhnen. Das entspannt.
Meine anfänglich in Aussicht stehenden
Kursoptionen haben sich leider ein wenig minimiert. Der Keramik- und der Zeichenkurs
sind raus – letztlich wohl aus dem Grund, weil beide Dozenten den Kurs nicht
auf Englisch anbieten wollen. Etwas schade, aber durch mein Projekt hier
fehlen mir eh nur noch wenige ECTS um die 30 benötigten Credits auf meinem
Learning Agreement vorweisen zu können – und die Punktzahl ist eh schneller
erreicht, als gedacht. Neben diesem Blog belege ich einen externen Türkischkurs
im Dil Merkezi in Karaköy, der vier Tage die Woche stattfindet und mich bis zum
Wochenende hin mit gefühlt 1000 neuen Vokabeln ausstattet, die gelernt werden
wollen. Außerdem belege ich den Kurs „Arts and Culture in Istanbul“ und den
Fotografiekurs „Experimental Art Workshop IV“. Letzterer hat bereits zweimal
stattgefunden und gestern hatten wir sogar die Ehre im privatem Studio unseres
Dozenten praktizieren zu dürfen.
Stüdyoda müzik çalıyor – hadi başlayalım!
Zunächst: Für ein gutes
Shooting im Studio braucht man die richtige akustische Untermalung um eine
entspannte Atmosphäre zu erzeugen. Das sind die ersten lehrreichen Worte, mit
denen unser Dozent seinen Unterricht in seinem privaten Studio in Mecidiyeköy
beginnt. Wohlbemerkt auf Türkisch, aber dank seiner ausdrucksstarken Gestik und
der Übersetzerin können wir allem folgen. Also – was beim Filmdreh das Catering
ist, ist im Studio die Musik. Deswegen solltet ihr euch vielleicht ab diesen
Zeilen eure Lieblingsmusik anmachen (kleine Anregung: Auf dem Studiotisch habe
ich unter anderem Rihanna gesehen, aber auch klassische Streichermusik dürfte je
nach Lichtsetzung passen). Musik läuft? Noch ein Schluck Nescafé, dann geht es
los.
Während des Shootings ist die Stimmung ausgelassen. Es
wird geknipst, rumgealbert, zugeschaut, Wartezeit überbrückt und zugehört. Unser
Dozent erzählt viel Wissenswertes über die eingesetzte Technik, die Idee hinter
dem Bild und dem Entstehungsprozess in der beruflichen Praxis. Er selbst ist
Fotograf für die türkische Elle und Hürriyet und produziert in diesem Studio überwiegend
Fotos mit Models für den Bereich Fashion. Das Studio ist zwar klein, aber
bestens ausgestattet – mit Lichttechnik made in Germany. Bei professionellen
Shootings befinden sich zumeist nur fünf Personen im Raum, heute sind wir an
die 20. Türkische und Erasmus-Studenten treffen hier aufeinander und
auch wenn die Sprache zu so manchem Missverständnis führt, haben alle viel Spaß
und lernen viel voneinander.
Für
kommende Woche ist wieder ein Shooting angesetzt. Diese Mal mit einem professionellen
Model. Das Thema: Nude, fashion, underwear – und das in der Türkei; in dem
Land, in dem traditionell und religiös bedingt noch so manche Frau Kopftuch oder Burka trägt.
***
yavaş, yavaş = immer mit der Ruhe
merhaba = Hallo
arkadaşlar = Freunde
güzel = schön
görüşürüz = Wir sehen uns!
Ein PS
Hier seht ihr noch einmal die möglichen Kurse des
Departments Art and Design,
die im SS14 für ERASMUS Studenten angeboten werden:
Und dabei sollte im Hinterkopf bleiben,
dass wir eine wirklich tolle ERASMUS Koordinatorin haben, die immer versucht,
uns alle Kurse möglich zu machen und uns dazu ermutigt, auch Kurse aus anderen
Departments der Kültür zu besuchen.
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