Montag, 24. März 2014

Iyi Yolculuklar - birincisi!

Eine Woche Auszeit  
entlang der Ägäis-Küste und wieder zurück.




Acht Tage sind wir der Großstadt entflohen. Frische Luft, Natur, gutes Essen, schöne Städte, eine Priese Abenteuer und das Allerbeste dabei: Reisen, ohne festen Plan. Wo wir halten und wie lange wir bleiben, das entscheiden wir vor Ort. Nur entlang der Ägäis-Küste und über Land zurück nach Istanbul, das steht soweit fest. Mit dieser grob abgesteckten Route, unseren Backpackern auf dem Rücken und den – hinsichtlich des derzeitig vorherrschenden Dauerregens – optimistisch anmutenden Sonnenbrillen auf der Nase starten wir am Montagmorgen von der Kültür Universitesi aus. Warum von dort? Weil wir ein Auto auf dem Uni-Parkplatz stehen haben. Meine Freundin Rosa hat ihren Wagen von Deutschland aus mit in die Türkei gebracht. Verrückt ist das, nicht wahr?! Aber auch sehr großartig, soviel sei hier festzuhalten!



13 Städte, 1400 km – und das in einer Woche. Der Zeitplan ist knapp bemessen, wenn man bedenkt, dass so viele schöne Orte auch angemessen entdeckt werden wollen. Die kleineren Straßen, die eher Trampelpfaden ähneln und die Hauptstraßen mit der Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung von 120 km/h, die wir wider Erwarten zumeist ganz für uns alleine haben, schaffen ihr Übriges: Es geht gemächlich voran, wie immer in der Türkei. Aber wir machen ja auch Urlaub!



In Çanakkalı begrüßt uns zunächst strömender Regen und wir verbringen den Abend im 3D Kino – erste Reihe – bei Nüssen, Lokum und Çay. Bei Tageslicht schauen wir uns noch das Trojanische Pferd aus dem amerikanischen Blogbuster Troja an, dann geht es weiter nach Pergamon und zur Pilgerstadt Assos. In beiden Stätden lassen wir uns auf einigen Metern Höhe kräftig durchpusten und das bei atemberaubendem Ausblick. In Izmir schnuppern wir wieder ein bisschen Großstadtluft und Tränengas und dann geht`s auch schon ab nach Pamukkale. Hier gibt es Kalksinterterrassen, weltweit einzigartig in dieser Form und oben angekommen machen wir uns auf die Suche nach einem Shop für ein schönes Picknick. Letztlich werden wir auch fündig. Der Besitzer des einzigen Shops des anliegenden Dorfes öffnet extra für uns seine Türen. Und hier erwartet uns ein Kinderparadies, denn hier gibt`s nur Süßkram. Was bleibt, ist ein Picknick mit Chips, Brot, Nutella und Trinkpäckchen – wenn das die Eltern wüssten.

Neben all den Aktivitäten, dem schönen Meerblick, den Souvenirs, den alten Ruinen und süßen Straßenhunden ist das generell dominierende Thema das Essen. Istanbul ist schon ein Schlaraffenland und im Urlaub schmeckt es ja bekanntlich besonders gut, egal ob süß oder herzhaft! Jeden Morgen erwartet uns zunächst kahvaltı – das traditionell türkische Frühstück mit Oliven, Käse, Tomaten, Ei, Honig und Brot. So reichhaltig und lecker geht es dann den ganzen Tag zu. Und gut gegessen wird eh immer. Nur mit dem Kaffee, das gestaltet sich, je kleiner die Stadt, umso schwieriger. Nach drei Tagen Nescafé sind wir fast soweit, für einen richtigen Filterkaffee den nächstmöglichen Starbucks aufzusuchen und einen Umweg in Kauf zu nehmen.



Çanakkalı, Ayvalık, Izmir, Iznik und die weniger touristischen Orte Nazilli, Uşak – in diesen sechs Städten bleiben wir über Nacht und grundsätzlich sind alle, bis auf Izmir, Kleinstädte mit zum Teil weit unter 150-tausend Einwohnern. Um die Schlafmöglichkeiten muss man sich aber gerade jetzt außerhalb der Saison keine Gedanken machen. Wir finden überall preiswerte Hotels und machen uns an zwei Tagen sogar den Spaß, in den teuersten Hotels der Stadt nach Zimmern zu fragen – und siehe da, für 20 € pro Person gibt es ein schniekes Zimmer mit heißer Dusche, Minibar, Pool, Chauffeurservice und alles was man sonst so nicht braucht im Leben. Lediglich einmal landen wir in einem kleinen Nest (5.000 Einwohner), in dem uns zum Schlafen nur ein mutmaßliches Parteigebäude bleibt mit strikter Geschlechtertrennung und Plumpsklo, ohne Dusche. Da bleiben wir aber nicht, weiter geht’s.



Wir entdecken so viel schöne Dinge und leben einfach so in den Tag hinein, da fällt es einem ganz schwer, diesem Leben Lebwohl zu sagen. Zurück in der Höhle des Löwen, im pulsierenden Istanbul, kann ich endlich meine ersehnte Residence Permit abholen und werde noch in der  selben Nacht aus dem Bett geholt, um meine Rückkehr zu feiern. Da kommt man doch gerne wieder nach Hause – und die nächste Reise ist eh schon in Planung.


***
Iyi Yolculuklar – birincisi! = Gute Reise – die Erste!
arkadaş = Freund
Lokum = türkische Süßigkeit auf Sirupbasis (weich, klebrig, gern bunt)
kahvaltı = Frühstück





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