Keine Autos auf den Straßen, ein schönes Villengrundstück
reiht sich ans nächste, Pferdekutschen bringen einen von A nach B und mit dem
Rad lässt es sich gemütlich durchs Grüne radeln – und „Grün“ darf man hier sogar
wortwörtlich nehmen:
Die Prinzeninseln – eine Oase fernab der
lauten Millionenstadt. Im Marmarameer gelegen und nur wenige Kilometer vom
Festland entfernt reihen sich neben einigen kleineren Inseln die Kınalıada, Burgazada,
Heybeliada, Sıdıf Adası und die Büyükada
aneinander. Vom Stadtufer lässt sich die
Inselgruppe zwar mit Leichtigkeit erspähen, dennoch braucht es mit der Fähre
rund 50 Minuten, um die erste Insel zu erreichen. Ein ganzes Stück also, aber
alleine die Fahrt ist ein Ausflug wert.
Geht es auf der Fähre im Frühjahr noch ruhig und gelassen
zu, findet man sich zur Hochsaison auf einem vollbesetzten Ausflugsdampfer
wieder. Mit dem andächtigen Betrachten der Wellen und füttern der Möwen bei Çay
und viel Ruhe ist es dann vorbei, gerade an einem Gut-Wetter-Sonntag. Neben den
vielen Touristen haben sich auch türkische Familien herausgeputzt, um auf den
Inseln ein wenig Urlaub in ihren Alltag zu bringen. Die Sitzplätze sind rar und so wird gesessen
wo Platz ist, sodass man sich letztlich auf dem Boden des Fährendecks wiederfindet,
umringt von Menschen, die Süßkram schnabulieren, singen und
kichern, Selfies machen oder aber sich vom Bord-Seller unfassbar unnötige Dinge
andrehen lassen. High-Tech-Gemüseschäler, Mini-Obstsaftpressen oder aber einen
Gehstock, der auch als Skistock dienen kann – alles findet hier seinen Besitzer.
Und dazwischen balanciert immer wieder ein Çay- oder Simitverkäufer durch die
Reihen – letzterer nicht selten mit einem ein Meter hohen Simitberg auf dem
Tablett. Das alles und man selbst mittendrin im rauschenden Treiben – herrlich.
Ein bisschen wie Klassenfahrt.
Auf den Inseln angekommen, erwartet einen so einiges, was
sich auf dem Festland nicht so einfach finden lässt. Gerade außerhalb der
Hochsaison sind das zwei Dinge, die den besonderen Reiz ausmachen: die Ruhe und
der viele Platz. Schöne Holzhäuser säumen hier die langen Straßenzüge, Wald und
Wiesenfläche gibt es zur Genüge, außerdem Fischer, die gemächlich an ihren Booten
arbeiten, Netze flicken und dabei Çay trinken und natürlich die vielen
Pferdekutschen, die lautes Autohupen durch Pferdegetrappel ersetzen. Außerdem
kann man sich Fahrräder ausleihen, die Büyükada in 1 ½ Stunden umrunden und
sich dabei den Fahrtwind ins Gesicht pusten lassen – ein ganz besonderes
Highlight nach langer Abstinenz. Für alle, die nicht im Bilde sind: In Istanbul
ist es, von Kadıköy und einigen Hartgesottenen mal abgesehen, schier unmöglich, mit dem Rad im Straßenverkehr zu überleben. Und dann gibt es natürlich noch das
Essen: Überall wird Balık oder Köfte Ekmek angeboten und wer selbst ein
Barbecue machen möchte, für den steht zum Grillen der Mangal bereit. Die Prens Adaları bieten ein bisschen Urlaubsstimmung für alle Stadtmüden – auch wenn zur Hochsaison von Ruhe kaum die Rede sein kann; Istanbul City lässt man eben nur halb auf dem Festland zurück.
***
vapor= Dampfer
simit = ringförmiges
Hefeteiggebäck mit Sesam-Körnern
mangal = Kohlenbecken, Grill
balık-/ köfte ekmek = Fisch-/ Köftebrötchen
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